Johannes Daniel

Jensen

Jensen
Johannes Daniel (Hans) Jensen (1907-1973), ordentlicher Professor für Theoretische Physik an der Universität Heidelberg (1949-1969), Physik-Nobelpreis 1963
UAH Rep. 221/2

Der junge Jensen

Johannes Daniel Jensen (JDJ), genannt Hans, wurde am 25.06.1907 in Hamburg geboren. Er besuchte die Grundschule von 1913 bis 1922, wurde dann auf Grund seiner außerordentlichen Begabung in die Aufbauschule in Hamburg aufgenommen. Dort legte er dann, trotz der späten Einschulung in die höhere Schule, mit 18 Jahren sein Abitur ab. Nach dem Abitur immatrikulierte er sich für die Fächer Physik, Mathematik an der Universität Hamburg. Neben der Universität Hamburg besuchte er auch die Universität Freiburg/Br.1932 wurde er in Hamburg bei Wilhelm Lenz zum Dr. rer. nat. promoviert.

Promotionsurkunde
Promotionsurkunde von JDJ, 11.11.1932
UAH Rep. 221/2

Nach der Promotion bekam JDJ sofort eine Assistentenstelle am Institut für Theoretische Physik der Universität Hamburg und nach seiner Habilitation 1936 eine Dozentur an derselben Universität. Im 2. Weltkrieg war er von 1939 bis 1940 Wehrmachtsbeamter beim Wetterdienst. 1941 wurde er außerordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Hannover. Nach dem Krieg (1946) wurde er dort ordentlicher Professor.1949 folgte er einem Ruf an die Universität Heidelberg.

Ernennungsurkunde
Ernennungsurkunde von JDJ, 21.05.1941
UAH Rep. 221/2

Jensen an der Universität Heidelberg

Hans Jensen wurde zum 01.01.1949 berufen. Er beschrieb die Situation so: „Da während des Dritten Reiches die moderne theoretische Physik wegen ihrer prominentesten Vertreter (Einstein, Bohr, Planck, Heisenberg) als politisch suspekt behandelt wurde und gerade in Heidelberg der einflussreichste Exponent dieser Auffassung [Philipp Lenard] schon lange vor 1933 als Direktor des Physikalischen Instituts wirkte, ist die theoretische Physik in Heidelberg systematisch vernachlässigt, richtiger, fast ignoriert, worden“ (UAH Rep. 122/54).

Ernennungs
Ernennungsurkunde von JDJ, 03.12.1948
UAH Rep. 221/2

Jensen und seine zwei Mitarbeiter bezogen 1949 zwei Räume im Gebäude des Physikalischen Instituts. Anlässlich der Berufung von Hans Kopfermann (1895-1963), erreichte er, dass das Land das Anwesen Philosophenweg 16, die Villa Merton, ankaufte. Im Jahr 1956 wurde dort das Institut für Theoretische Physik zusammen mit der Zentralbibliothek der Physik untergebracht. Außerdem bezogen Kopfermann und Jensen dort je eine Dienstwohnung. Es ist sicherlich eines der schönsten Institute für Theoretische Physik weltweit. Dort ist er am 11.02.1973 auch verstorben.

Vorlesung
JDJ bei einer Vorlesung, 1961
UAH Rep. 221/2
Institut
Institut für theoretische Physik, Philosophenweg 16
Plakette
Plakette an dem Gebäude, seit 2007 „Jensen-Haus“

Der Nobelpreis für Hans Jensen

Telegramm
Telegramm der königlichen Akademie der Wissenschaften, 28.10.1963, Glückwunschadressen
UAH Rep. 221/14
Zeitung
Mannheimer Morgen vom 29.10.1963
Fackelzug
Fackelzug in Heidelberg zu Ehren von JDJ (Rhein-Neckar-Zeitung vom 08.11.1963)

Für das Schalenmodell, mit dem sich viele Eigenschaften von Atomkernen erklären lassen, wurde Hans Jensen 1963 mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet. Das Schalenmodell hat aber noch mehr geistige Väter/Mütter.

Maria
Maria Goeppert-Mayer (1906-1972)
Professorin für Physik u.a. an der University of Chicago. Entwickelte das Schalenmodell unabhängig und gleichzeitig zu Hans Jensen. Mitpreisträgerin des Nobel-Preises
Otto Haxel
Otto Haxel (1909-1998)
Professor für Experimentalphysik an der Universität Heidelberg. Zusammenarbeit mit Jensen
Hans Suess
Hans Suess (1909-1993)
Professor für Geochemie u.a. an der University of California. Zusammenarbeit mit Jensen
Verleihung
Verleihung des Nobelpreises in Stockholm am 10.12.1963 mit König Gustav VI. Adolf
UAH Rep. 221/1
Dinner
Dinner
Nobelpreisträger
Die Physik-Nobelpreisträger in Stockholm, 10.12.1963; v.l.n.r.: Eugene Wigner, Maria Goeppert-Mayer, Hans Jensen
UAH Rep. 221/1

Hans Jensen und das Uranprojekt

Das Uranprojekt war der Versuch von Nazi-Deutschland, eine Atombombe zu bauen. Der führende Kopf war Werner Heisenberg.

Uran1
Uran2

Bis heute werden zwei Fragestellungen kontrovers diskutiert:

1. Haben die führenden deutschen Wissenschaftler das Projekt sabotiert?
2. Haben Werner Heisenberg und Hans Jensen Landesverrat begangen, als sie 1941/42/43 Niels Bohr in Kopenhagen über das Projekt unterrichteten, wohl wissend, dass Bohr Kontakte zu den Alliierten hatte?

In einem Schreiben an R. Fraser1 beschreibt Jensen seine Rolle wie folgt:
„Ich war mit Kriegsbeginn zum Wetterdienst eingezogen worden, wurde jedoch auf Grund von Bemühungen Hartecks und der Univ. Hamburg zur Mitarbeit am Uranvorhaben freigegeben. [….] wir befassten uns vornehmlich mit der Frage der Ausbeuteerhöhung des norwegischen Elektrolyseverfahrens […. bei Norsk Hydro.]“
„Ich selbst hatte anlässlich zweier Reisen nach Norwegen (Ende 1942 und 43) Gelegenheit mit Bohr in Kopenhagen den Fragenkomplex ausführlich zu besprechen, auch sein Placet für unsere Tätigkeit zu erbitten, über die Einstellung eines nicht unbedeutenden Teils der Uranphysiker zu berichten und ihm zu versichern, dass die Gefahr, die Nazis könnten das Uran missbrauchen, nicht bestünde.“

1Dr. Ronald G.J. Fraser (Schotte, 1899-1985) war nach dem 2. Weltkrieg für die Überwachung der physikalischen Forschung in der britischen Besatzungszone zuständig. Jensen war zu dieser Zeit in Hannover (brit. Besatzungszone) tätig. Der handschriftliche Entwurf des Schreibens von Jensen ist ohne Datum, verm. 1946 (UAH Rep. 221/3).

Zu dem Gespräch mit Bohr schreibt Heisenberg in seinen Lebenserinnerungen2
„Auch ein späteres Gespräch zwischen Niels [Bohr] und Jensen hatte kein besseres Ergebnis.“

Heisenberg
Werner Heisenberg, 1901-1976

JDJ an Heisenberg3
„Noch willkommener als das fertige Werk wäre mir freilich die Möglichkeit der Einsichtnahme in die beiden Seiten, auf denen mein Name genannt wird, vor der Drucklegung gewesen.“
„Jedenfalls möchte ich Sie bitten, dafür zu sorgen, dass in Übersetzungen und evtl. Neuauflagen bezw. Neudrucken, der Satz auf Seite 248 wegfällt….“

Jensen
Hans Jensen

Heisenberg an JDJ4
„Es tut mir leid, daß in der ersten Ausgabe also doch ein Satz enthalten ist, den Sie nicht billigen können.“


2Werner Heisenberg, "Der Teil und das Ganze“ S. 248, Piper&Co Verlag, 1969
3Brief JDJ an Heisenberg, 24.11.1969 (UAH Rep. 221/4)
4Brief Heisenberg an JDJ, 28.11.1969 (UAH Rep. 221/4)

Media

Der Ausschnitt aus der Wochenschau vom 17.12.1963 („Die Zeitlupe“) zeigt die Nobelpreisverleihung, zur Verfügung gestellt vom Bundesarchiv.
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Bundesarchiv